London
London

Lange habe ich auf ein bezahlbares Hotelangebot im Zentrum von London gewartet und als mich das dann im November erreichte und im Jahr 2012 die Weihnachtsfeiertage äußerst arbeitnehmerfreundlich fallen, habe ich nicht lange gezögert und gebucht. Ein gutes Hotel ist die halbe Miete, die andere Hälfte gilt dem Transport. Nachdem diesmal, aufgrund der exorbitant hohen Zugticketpreise, eine Bahnfahrt nicht in Frage kam (es steht ja Weihnachten vor der Tür, da nimmt jeder was er kriegen kann), blieb nur noch das Flugzeug. Fliegen - ausgerechnet ich ! Der Wunsch wieder einmal nach London zu kommen war letzlich größer als die Angst und ein bezahlbares Ticket auch schnell gefunden. Erleichternd kam hinzu, daß es sich um einen sehr frühen Direktflug von Düsseldorf nach London-Stansted handelte, da war ich noch gar nicht richtig wach und schon angekommen.

Die kleine Propellermaschine von Air Berlin startete pünktlich um 06.30 Uhr und landete sanft genau eine Stunde später. Fahrscheine für den Stanstedexpress ins Zentrum von London hatte ich schon (auch im Flugzeug wurde sie angeboten), daher konnte ich gleich im Untergeschoß des Flughafens in den bereitstehenden Zug einsteigen und in einer weiteren dreiviertel Stunde und einmal Umsteigen in die U-Bahn, war ich um Punkt 9 Uhr in meinem Hotel Park Plaza Victoria bei der namensgebenden Victoria Station und somit in der City of Westminster gelegen.

Mein Dank gilt der freundlichen Hotelmitarbeiterin, die mir, trotz der frühen Ankunft, mein Zimmer bereits zur Verfügung stellte. Vielleicht hat sie die Reste des Flugangstschweißes auf meiner Stirn gesehen.

Schnell ein wenig frisch gemacht und los ging es auf den samstäglichen Portobello Road Market, den ich jedem Londonbesucher wärmstens empfehlen kann.

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

Wenn man an der U-Bahnstation Notting Hill Gate aussteigt, braucht man bloß den anderen Menschen zu folgen; an einem Samstagvormittag haben alle nur ein Ziel, eben den angepeilten Markt. Wie die Haltestelle schon vermuten läßt, liegt die Portobello Road im bunten Stadtteil Notting Hill. Der ist nicht erst seit dem gleichnamigen Film mit Julia Roberts und Hugh Grant bekannt, aber der hat seine Popularität deutlich erhöht und so strömen Einheimische und die ausländischen Besucher dorthin und werden nicht enttäuscht.

Mir hat, trotz des Regens, das Flair und die Atmosphäre in diesem Stadtviertel sehr gut gefallen. Da schlechte Wetter trug sicherlich seinen Teil dazu bei, daß der Straßenmarkt nicht so überlaufen war, wie er in der wärmeren Jahreszeit sein soll, wenn der Markt mit angeblich 2000 Ständen seine größte Ausdehnung hat. Bei dem trüben Licht kommen die Farben besonders gut zur Geltung und da Notting Hill sehr farbenfroh ist, gab es reichlich Motive.

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

Auf den Straßenständen, in den Ladengeschäften und den "Arcades", ehemalige Ladenlokale die in viele kleine und kleinste Verkaufsstände aufgeteilt wurden, gibt es eigentlich nichts was es nicht gibt, man muß nur genau hinschauen. Ich fand es herrlich das vielfältige Angebot zu bestaunen und hätte ich nicht bereits in der einen Hand den Schirm und in der anderen Hand die Kamera gehalten, hätte ich sicherlich auch hier und da zugegriffen. Zumindest die falschen Bärte hätte ich mir kaufen sollen. Die kann man vielleicht mal brauchen. Man weiß ja nie... . Zumindestens hinter Glas, in einem 3-er Bilderrahmen, wäre es eine ausgefallene und skurrile Dekoration.

Natürlich ist auch Mode ein großes Thema auf der Portobello Road und in ihren Seitenstraßen. Dabei reicht die Spannweite von absurd teuer bis geradezu günstig, mit einer Tendenz in die letztere Richtung. Gerade die Liebhaber modischer Eskapaden und Ausrutscher der vergangenen Jahrzehnte werden auf diesem Markt auf ihre Kosten kommen.

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

Natürlich kommt auf diesem Markt auch der Magen nicht zu kurz. Gibt es an kühlen und regenfeuchten Wintertagen einen verführerischen Duft als den von frisch gebackenen Crepes mit Zucker und Zimt?

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

In den "Arcades", die ich eben schon erwähnte, gibt es die Spezialisten für jeden erdenklichen Zweck. Hier wird jede Sammelleidenschaft befriedigt und geht einmal etwas kaputt kann auch geholfen werden.

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

Unter der Woche findet man auf der Portobello Road "nur" einen Obst- und Gemüsemarkt und zahlreiche Geschäfte des täglichen Bedarfs, die von den Einwohnern des Stadtteils vehement gegen die vordringenden Läden großer und internationaler Handelsketten verteidigt werden. Ich hoffe, daß dieses Viertel noch lange seinen einzigartigen Geschäftsmix und seine gemischte Bewohnerstruktur bewahren kann. Ich werde auf jeden Fall baldmöglichst wieder einmal nachsehen kommen.

London - Portobello Road Market
London - Portobello Road Market

Das Notting Hill im Stadtbezirk Kensington&Chelsea liegt, wird bei einem Blick in die Seitenstraßen klar, wo die vornehme Architektur des viktorianischen Zeitalters überwiegt. Allerdings darf es auch hier durchaus etwas bunter zugehen.

London - Notting Hill
London - Notting Hill

Wie ich bereits in meinem Album "London 2008" schrieb, liebe ich die Fortbewegung mit der Londoner U-Bahn. Immer wieder spannend, vorallem in den kleineren und abgelegeneren Stationen, wie hier "HollandPark", in die Unterwelt abzutauchen. Das einem dort allerdings ausschließlich "Beautiful Creatures" begegnen kann ich nicht garantieren.

In diesen Tagen wird die Londoner U-Bahn 150 Jahre alt, der erste Dampfzug fuhr am 10. Januar 1863 auf der Metropolitan Line. Heute verfügt "The Underground" über 11 Linien, 402 Kilometer Schienennetz und 270 Stationen. Durchschnittlich werden 3,5 Millionen Passagiere täglich befördert, pro Jahr über 1 Milliarde Menschen. Fast 150 Jahre war die Londoner U-Bahn die längste der Welt, heute haben sie die Metros (abgeleitet von "Metropolitan Linie") in Peking und Schanghai auf den 3. Platz verwiesen. 

London
London
London
London

Nur einmal im Jahr steht wirklich der komplette U-Bahn- und zusätzlich auch der gesamte Busverkehr still, am 25. Dezember. Da fährt absolut nichts. Wer hier nicht gut zu Fuß ist, oder das Glück hat, ein Taxi zu bekommen, sollte besser zu Hause bleiben, wenn er über kein eigenes Auto verfügt.

London
London
London - British Museum
London - British Museum

An der U-Bahn-Station "Tottenham Court Road" wieder ans Tageslicht zurückgekehrt, wartet schon die nächste Londoner Institution mit Superlativen auf den Besucher, das British Museum. Unglaubliche Kunst- und Kulturschätze aus aller Welt wurden hier zusammengetragen und dokumentieren 2 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte und sind dem interessierten Besucher gratis zugänglich. Von den rund 8 Millionen Objekten ist ein Bruchteil in insgesamt 94 Einzelsammlungen ausgestellt, darunter die berühmten Skulpturen des Parthenon-Tempels in Athen, ägyptische Mumien, Schätze aus der Römerzeit und der "Rosetta Stone", der die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglichte. Der Besuch könnte eine ganze Woche in Anspruch nehmen, bei mir waren es 4 Stunden, danach war mein Aufnahmevermögen erschöpft. Ich komme jedoch ganz bestimmt wieder.

Hier einer der erhaltenen Säle, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts im British Museum eingerichtet waren. Heute präsentiert sich der überwiegende Teil der Ausstellung weitaus schlichter.

London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum

Selbst die Treppenhäuser hängen voller großartiger Ausstellungsstücke.

London - British Museum
London - British Museum

Die ägyptische Sammlung mit seinen vielen Mumien und Sarkophagen ist ein Publikumsmagnet.

Bartträger finden zahlreiche Inspirationen.

London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum

Schmückendes und schützendes für den Kopf.

London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum

Ein Murmillo ist ein Gladiator der mit Kurzschwert und Schild und eben diesem speziellen Bronzehelm, der mit Federn geschmückt war, in den Kampf zog.

London - British Museum
London - British Museum

Kopf des Kaisers AUgustus, von Feinden des römischen Reiches von seiner Statue abgeschlagen und vergraben, hat genau diese Aktion ironischerweise für den Erhalt der Bronze gesorgt.

London - British Museum
London - British Museum

Wo der kleine Nackttänzer wohl gestanden haben mag?

London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum

Etwa 3500 Jahre alte Kalksteinstatue, gefunden 1817 in Karnak. Die untere Hälfte, die den Namen der Königin Ahmose Meritamun trägt, befindet sich noch am Fundort. Die Mumie der Königin, die Frau und Schwester des Pharaos Amenhotep I war, befindet sich im Ägyptischen Museum in Kairo.

London - British Museum
London - British Museum

Eine kolossale, 4 Tonnen schwere Steinskulptur, Moai Hoa Hakananaia genannt, von der Osterinsel (Rapa Nui), Polynesien, und irgendwann zwischen dem 11. und dem 17 Jahrhundert entstanden, zur Erinnerung an bedeutende Vorfahren.

Zum Jahrtausendwechsel hat man durch Sir Norman Foster den Innenhof, den Great Court, überdachen lassen und damit den größten überdachten Platz Europas geschaffen. In der Mitte befindet sich der Reading Room, der große kreisrunde Lesesaal, in dem schon Karl Marx, George Bernard Shaw und Mahatma Gandhi gearbeitet haben. Unter dem Saal haben mehrere Museumsshops ihren Platz gefunden, die ein reichhaltiges Angebot auch ausgefallener Souvenirs und Mitbringsel bereithalten.

London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum
London - British Museum

So wundarbar dieses großartige Museum meine Sinne anregt, nach einigen Stunden brauche ich frische Luft und einen strammen Spaziergang um wieder im hier und jetzt anzukommen. Nachfolgend einige Bilder von unterwegs in London.

London - British Museum
London - British Museum
London - Bloomsbury
London - Bloomsbury

Hübscher Hinterhof in der Nähe des British Museum, im Stadtteil Bloomsbury.

London - New Oxford Street
London - New Oxford Street

Gerne halte ich mich rund um den Covent Garden Market auf. Da wird immer was geboten. Hier unterhält gerade ein wagemutiger Straßenkünstler, wenn ich ihn richtig verstanden habe aus Australien, sein zahlreiches Publikum mit Akrobatik auf dem Einrad. In den ehemaligen Markthallen gibt es schöne Geschäfte und nette Gastronomie und in den umliegenden Straßen viel zu sehen.

London - Covent Garden
London - Covent Garden

Fortnum&Mason, 1707 von dem vormaligen königlichen Diener William Fortnum gegründet, der, so geht die Geschichte, die abgebrannten Kerzenstummel aus dem königlichen Palast gesammelt und zu Geld gemacht hatte, war zunächst ein einfacher Lebensmittelladen. Im 19. Jahrhundert durch seine kulinarischen Spezialitäten berühmt geworden, ist das Warenangebot heute auf Luxusartikel ausgelegt. Hier sollen die ersten Baked Beans, heute fester Bestandteil des Full English Breakfast, verkauft worden sein.

London - Fortnum & Mason
London - Fortnum & Mason

Nicht nur die Schokoladentaler sind bei Fortnum&Mason deutlich größer.....

London - Fortnum & Mason
London - Fortnum & Mason

..... auch die Tische sind reich gedeckt.

London - Fortnum & Mason
London - Fortnum & Mason

Ahnlich gediegen geht es zu in der im Art Déco Stil gestalteten "Rivoli Bar" des Hotels Ritz. 1906 vom gleichnamigen schweizer Hotelier eröffnet, war es das erste Hotel in Großbritannien mit einem eigenen Badezimmer in jeder Suite.

London - Ritz Hotel
London - Ritz Hotel
London - The Albert
London - The Albert

Wer es etwas bodenständiger mag wäre im "The Albert" gut aufgehoben. Ein traditionelles Pub seit 1862 (Kurzwort für public house), daß sich auf seiner Internetseite rühmt nicht nur die Bombenangriffe während des 2. Weltkrieges, sondern auch die tiefgreifenden Veränderungen der 60er-Jahre überstanden zu haben. Wenn man die bauliche Umgebung an der Victoria Street betrachtet muß man sagen "Gott sei Dank".

Noch ein schönes öffentliches Haus, also Pub, genannt "The Porcupine", seit 1725 erstes Haus am Platze. Wer oder was ist ein Porcupine? Nun, .....

London - The Porcupine
London - The Porcupine
London - The Porcupine
London - The Porcupine

..... das Schild verrät es uns. Dabei hätten wir auch selber darauf kommen können. Ein Porc (französisch) ist ein Schwein und eine Pine, auf deutsch Kiefer, hat lange Nadeln. Daher ein Schwein mit Nadeln, also ein Stachelschwein.

Noch ein traditionsreicher Pub, Silver Cross, in Whitehall, im Regierungsviertel von London.

London - Trafalgar Square
London - Trafalgar Square

Admiral Horatio Lord Nelson, der Held von Trafalgar, der am 21.10.1805 in der gleichnamigen Seeschlacht die napoleonische Flotte vernichtend schlug, starb noch am selben Tag durch eine feindliche Kugel, sicherte aber mit seinem Sieg England für mehr als hundert Jahre die Vorherrschaft auf den Weltmeeren. Zum Dank steht sein Standbild heute in 60 Metern Höhe über dem Trafalgar Square, Londons majestätischstem Platz.

Im Hintergrund der Victoria Tower, Bestandteil der Houses of Parliament. Im Vordergrund das Nationaldenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege, das Cenotaph (griechisch für "leeres Grab").

London - Cenotaph
London - Cenotaph
London
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Beliebtes Fotomotiv sind die 2 berittenen Soldaten des Household Cavalry Mounted Regiment, die, unbeeindruckt vom Gewusel der Touristen, vor Horse Guards, das formell als Eingang zum St. James's Palace gilt, Wache halten. Normalerweise wechseln sich die Besucher im Sekundentakt neben den Pferden als Fotomotiv ab, wobei die Tiere seelenruhig das Gelärme und Geblitze und Gestreichel über sich ergehen lassen. Im Winter geht es glücklicherweise etwas ruhiger zu.

Es gibt sie noch, die bekannten roten Telefonzellen, zumindest in der Londoner Innenstadt sind sie noch zahlreich zu finden. Zusammen mit den ebenfalls roten Doppeldeckerbussen und den, heute nicht mehr nur schwarzen, "Black Cab-Taxis", unverzichtbare Wahrzeichen von London.

London
London
London
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London
London - Piccadilly Circus
London - Piccadilly Circus

Londons bekanntester Platz ist sicherlich Piccadilly Circus. In meinem Album London 2008 sehen Sie den berühmten Brunnen mit dem Engel der Nächstenliebe, hier sehen Sie die gewaltigen Reklamedisplays, die den Platz in unwirkliches Licht tauchen.

Chinatown in der Nähe des Leicester Square ist ein Mikrokosmos mit zahlreichen Restaurants, exotischen Lebensmittelläden, Buchshops und Akupunkturpraxen. Wenn das Speisenangebot nicht gerade im Fenster hängt, zeigen detailreiche Bilder auf den Speisekarten was einen kulinarisch erwartet.

London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown
London - Chinatown

Nach nur einem Tag weihnachtlicher Besinnung fiel bereits am 26.Dezember der Startschuß zum Winterschlußverkauf und den hört man mittlerweile bis nach China, Afrika und dem Nahen Osten. Ich hatte die naive Idee auch mal über die Oxford Street zu schlendern und vielleicht etwas nettes Britisches zu erwerben, eine schicke Mütze zum Beispiel, aber als ich der Menschenmassen gewahr wurde, bin ich gleich in die ruhigeren Seitenstraßen abgetaucht. In der Zeitung habe ich am nächsten Tag gelesen, das ein neuer Umsatzrekord erzielt wurde, vorallem dank der Besucher aus der ganzen Welt.

London - Oxford Street
London - Oxford Street
London - Oxford Street
London - Oxford Street
London - Oxford Street
London - Oxford Street
London
London

Zum Abschluß werfen wir noch einmal einen Blick auf den Uhrenturm der Houses of Parliament und lassen in unserem Kopf den weltberühmten Westminsterschlag erklingen.