Antwerpen 09/2013: Antwerpen, Anvers, Antwerp ist mit seinen gut 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Belgiens und liegt in der Region Flandern. Im 15. und 16. Jahrhundert war Antwerpen eine
der größten Städte der Welt und zeitweilig die bedeutendste europäische Handelsmetropole, gleichzeitig auch ein bedeutendes kulturelles Zentrum.
Gelegen am Fluß Schelde und 80 km von der Mündung in die Nordsee entfernt, können über den Meeresarm der Westerschelde große Seeschiffe den Hafen von Anwerpen, den drittgrößten Seehafen Europas,
anlaufen.
Vor der Fassade des spätgotischen Rathauses und flankiert von prächtigen Zunfthäusern des 16. und 17. Jahrhunderts, steht auf dem großen Marktplatz der Brabo-Brunnen, 1887 von dem Antwerpener
Bildhauer Jef Lambeaux geschaffen. Vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt die Stadtgründungslegende, wonach ein römischer Legionär namens Silvius Brabo den an der Schelde lebenden Riesen Druon
Antigon besiegt haben soll. Dieser verlangte von den Schiffern Wegezoll und wenn sie diesen nicht zahlen konnten hackte der Riese ihnen die rechte Hand ab. Nach seinem Triumph tat es Brabo ebenso
mit der rechten Hand des Riesen und warf diese in die Schelde. Von dieser symbolträchtigen Tat soll der Name der Stadt Antwerpen, neuzeitlich "Handwerfen", stammen. Sprachforscher haben
allerdings andere Erklärungen parat.
Neben dem schönen Brunnen, bei dem aus zahlreichen Öffnungen einschließlich des Handstumpfes, Wasser spritzt, hat die Brabo-Legende noch schmackhafte Kekse geschaffen, die Antwerpse Handjes, die
vor allem von den Touristen gerne gekauft werden.
Was dem Deutschen sein Brot, ist dem Belgier sein Bier. Es soll über 800 verschiedene Sorten geben und die Spezialgeschäfte werden von Touristen und Einheimischen gerne aufgesucht.
Es gibt von Antwerpen bis zur Scheldemündung in die Nordsee keine Brückenquerung, um die Schiffahrt nicht zu behindern; zahlreiche Tunnel führen daher unter dem Fluß durch. Hier ein Tunnelhaus,
welches Fußgänger und Radfahrer in die Tiefe geleitet. Die zum Zeitpunkt meines Besuches im Stadtbild aufgestellten Container weisen einerseits auf den bedeutenden Hafen, aber auch gleichzeitig
auf den Modestandort Antwerpen hin.
Ein kleiner täglicher Flohmarkt neben dem Brückenhaus richtet sich eher an die Touristen, wobei SS-Uniformen und Nazi-Insignien besonders gern von Amerikanern gekauft werden. Ansonsten gibt es
natürlich für jedes belgische Bier ein passendes Glas und, im Mutterland der Comics, zahlreiche Bilderbücher für Kinder und Erwachsene.
Im Inneren dieser Kneipe soll sich, außer den Preisen, seit mehr als 50 Jahren nichts verändert haben. Gerne hätte ich einen Blick hineingeworfen, aber es wahr wohl zu früh am Tag.
Der Name erinnert übrigens an eine alte französische Münzeinheit, dem Sou. Für einen halben Sou soll man vor vielen vielen Jahren mal ein Glas Bier bekommen haben.
Da fällt die Wahl nicht leicht. Ich glaube ich würde mit der Kirschtorte, der "Kriekentaart", beginnen und dann schaun' wir mal weiter.
Hinterher noch ein schönes Stück frischen Ziegenkäse mit Preisselbeeren, ein paar Genever und dann sollte so langsam der Notarzt kommen.
Der Bauernturm, der "Boerentoren", wie dieses in den Jahren 1929 - 1932 im Art déco Stil errichtete Hochhaus genannt wird. Der ursprüngliche Bauherr, eine Bank, hatte damals überwiegend Landwirte
als Klienten; die Nachfolgebank KBC benutzt dieses 97 Meter hohe Bürohaus noch heute. Bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es eines der höchsten Häuser in
Europa.
Die Red Star Line war eine belgisch/amerikanische Schiffahrtsgesellschaft, die einen erfolgreichen Liniendienst zwischen Antwerpen und New York unterhielt. Viele Auswanderer in die neue Welt
bedienten sich ihrer Dienste. Zum Zeitpunkt meines Besuches in Antwerpen war die Stadt mit zahlreichen Werbetafeln zur bevorstehenden Eröffnung eines neugebauten Auswanderer- und
Schiffahrtsmuseums versehen. Das hätte ich mir gerne angesehen, aber leider war ich 2 Wochen zu früh. Ein Grund mehr für einen weiteren Besuch.
Antwerpen ist eine vortreffliche Einkaufsstadt. Vor allem wer sich für Mode interessiert, wird garantiert glücklich. Neben den internationalen Ketten, die hier zahlreiche "Flagshipstores"
betreiben, sind es besonders die kleinen und individuellen Labels, die, meist etwas abseits der großen Einkaufsboulevards, in großer Zahl vertreten sind.
In feinem Jugendstil, oder Art nouveau wie es hier vornehm französisch heißt, präsentiert sich der Eingang zur Rudolf Steiner Schule.
Hinter der alten und denkmalgeschützten Fassade wird Platz gemacht für einen weiteren modernen Shoppingtempel.
Prächtiges altes Stadttor an dem ich eher zufällig vorbei gekommen bin und das ich nicht so leicht wiederfinden würde.
Hochglanzlackierte bzw. -beschichtete Hausfassaden habe ich in dieser Art noch nicht gesehen. Sieht aber klasse aus, finde ich.
Eine Kathedrale der Eisenbahn stellt der Antwerpener Hauptbahnhof dar. Eröffnet 1905 und an Stelle des ehemaligen Ostbahnhofs errichtet, sollte er eigentlich in den 1960er Jahren wegen seines
baulich schlechten Zustands abgerissen werden. Glücklicherweise ist dies aber nicht erfolgt und so können wir heute den Prachtbau nach den Restaurierungsarbeiten der 1990er Jahre
genießen.
Nachdem die Kapazität der 10 Gleise des historischen Kopfbahnhofs an ihre Grenzen gestoßen war, hat man den Bahnhof bis heute auf 4 Ebenen erweitert und mit 4 Durchfahrtsgleisen versehen.
Internationale Schnellzüge unterqueren heute den Bahnhof und die Stadt auf der neugeschaffenen Nord-Süd-Verbindung. Ich bin, von Düsseldorf aus, mit dem Schnellzug Thalys bequem zunächst nach
Brüssel gefahren und dann, welch ein Gegensatz, in einen uralten Nahverkehrszug nach Antwerpen umgestiegen, dessen Toiletteninhalt sich noch, nach alter Väter Sitte, auf die Gleise entleerte. Ich
dachte zwar dies wäre innerhalb der EU längst nicht mehr erlaubt, aber im Mutterland der Union scheinbar noch machbar.
Das Museum aan de Strom (MAS), also das Museum am Fluß, wurde im ehemaligen Hafenviertel von Antwerpen, dem "Eilandje", im Mai 2011 eröffnet und beinhaltet u.a. die Sammlungen des
Volkskundemuseums und des Nationalen Schiffahrtsmuseums. Über Rolltreppen kann man das Außentreppenhaus kostenlos nutzen und sich Etage für Etage bis zur Aussichtsplattform in knapp 60 Metern
Höhe hocharbeiten. Dabei bietet jedes Stockwerk hinter gewellten Glaselementen wunderbare Blicke über die Stadt, den Fluß und die Hafenanlagen.
Wer genau hinschaut, kann die aus poliertem Aluminium gefertigten Hände (über 3000 Stück) erkennen, welche die Platten der Fassade aus rotem indischen Sandstein halten.
Netterweise hat man in den Glasscheiben der Aussichtsplattform hin und wieder Öffnungen gelassen, damit die Fotografen ihre Objektive durchstecken können. Das verhindert Reflektionen und
Farbverschiebungen auf den Bildern. Vielen Dank für diese gute Idee!
Alte Hafenbecken rund um das MAS sind heute überwiegend mit Sportbooten belegt. Einige Museumsschiffe sind auch darunter.
Dieser historische Schwimmbagger hat seinen letzten Hafen und Liegeplatz direkt neben dem MAS gefunden und wurde zum Biotop umgestaltet. Gastronomie lädt ein im Grünen zu verweilen und den
schönen Blick rundum zu genießen.
Mehr Bilder von Antwerpen gibt's im zweiten Teil !