Hamburg 01.10. - 04.10.2014

Ein paar Tage nur in Hamburg, doch die waren sehr schön. Aufgrund eines verführerischen Angebotes von airberlinholidays.com bin ich dorthin geflogen, was jedoch keinerlei Zeitvorteil gegenüber der Eisenbahn mit sich bringt. Allerdings bekam ich ein ausgezeichnetes Hotel in der Speicherstadt und die An- und Abreise zu einem unschlagbaren Preis, da konnte ich nicht nein sagen. Hin ging es mit einem der selten gewordenen Flugzeuge vom Typ BAe 146, der WDL Aviation im Auftrag von Airberlin. Ein Kurzstrecken-Passagierflugzeug in Schulterdeckerausführung mit 4(!) Triebwerken und außerordentlich geräumigem Rumpf. Ein kurzer und angenehmer Flug mit ausnahmsweise üppiger Beinfreiheit. Da der Flughafen Hamburg hervorragend an das S-Bahnnetz angeschlossen ist und ich, wie üblich, einen sehr frühen Flug hatte, war ich bereits gegen 10 Uhr in der Speicherstadt.

In die Speicherstadt kehren wir später noch einmal zurück, dann gibt es auch mehr Erläuterungen zu diesem einzigartigen Bauensemble. Ich könnte hier Tage verbringen, die zahlreichen Gassen durchstreifen und das wechselnde Licht beobachten. Außerdem gibt es interessante Museen zu besichtigen und natürlich das Miniaturwunderland, die weltgrößte Modell-eisenbahnlandschaft. Das Deutsche Zollmuseum, das Gewürzmuseum und das Speicherstadtmuseum habe ich schon bei meinem letzten Besuch in Hamburg 2005 besucht, das maritime Museum und das Miniaturwunderland nehme ich mir das nächste Mal vor.

Durch den Zollkanal wird die Speicherstadt vom Kontorhausviertel getrennt, welches durch die großen Büro- und Geschäftshäuser des frühen 20. Jahrhunderts gekennzeichnet ist. Einst ein Gängeviertel mit engster Wohnbebauung und fürchterlichen hygienischen Bedingungen, wurde, nach einer großen Choleraepidemie 1892, die Sanierung und Neugestaltung dieses südlichen Altstadtviertels in Angriff genommen. Dabei mußte allerdings die ursprüngliche Wohnbebauung weitestgehend dem Raumbedarf der aufstrebenden Kaufmannschaft weichen.

Von der Speicherstadt aus blicken wir hier auf die Südseite des Chilehauses, dem vielleicht interessantesten Vertreter des Backsteinexpressionismus der 1920er Jahre.

In den Jahren 1922 - 1924 erbaute der Architekt Fritz Höger dieses prächtige und in seinem Grundriß äußerst raffinierte Bürohaus für den Unternehmer Henry B. Sloman. Da es bereits ein großes Kontorhaus der Reederei R.M. Sloman an anderer prominenter Stelle in Hamburg gab, das den Namen Slomanhaus trug, nannte er seinen Neubau Chilehaus, denn schließlich hatte er, einer der reichsten Männer Hamburgs, sein Vermögen durch den Handel mit Salpeter aus chilenischen Minen erworben. 

Auf einer Grundfläche von knapp 6000 Quadratmetern entstand ein bis zu 10 Stockwerken hohes Kontorhaus mit rund 36.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche. Um den massigen Eindruck dieses Bauensembles abzumildern wurden die oberen Etagen als Staffelgeschosse ausgeführt. Da der Baugrund durch die Nähe zum Wasser recht weich ist und die Gefahr von Springfluten gegeben war, mußten besonders umfangreiche Bodenbefestigungs- und Abdichtungsmaßnahmen ergriffen werden. Verkleidet mit Bockhorner Klinker und ausgestattet mit 2.800 gleichförmigen Fenstern wurden die Fassaden mit Lisenen, kräftig ausgearbeiteten senkrechten Streifen, und weiteren Gestaltungselementen in Klinkerstein aufgelockert.

Viele kleinere Import-/Exportfirmen, die jeweils nur wenige Büroräume benötigten um ihrem Gewerbe nachzugehen, wurden Mieter in diesem Bürohaus.

Charakteristischstes Merkmal des Chilehauses ist unbestritten die Ostspitze des Gebäudes, die dem extrem schmalen Zuschnitt des Grundstücks an dieser Stelle die größtmögliche Platzausnutzung abringt.

In den gotischen Arkaden der Spitze finden sich Motive und Figuren aus Südamerika wieder. Beispielhaft sei hier der Pelikan abgebildet.

Noch größer als das Chilehaus wurde der in den Jahren 1927 bis 1943 in drei Bauabschnitten errichtete Sprinkenhof. Auch hier hatte der Architekt Fritz Höger, neben den Architekten Hans und Oskar Gerson, seine Hand im Spiel.

Die Fassaden werden von einem rautenförmigen Klinkermuster und von regelmäßigen Ornamenten mit Symbolen von Handel und Handwerk geschmückt.

Ein weiterer großer Klinkerbau wurde in den Jahren 1924 - 1926 nach den Plänen der Architekten Hermann Distel und August Grubitz errichtet und Montanhof genannt. Dekorative Elemente des Art Déco schmücken die Klinkerfassade.

Viel ist nicht übrig geblieben von der Hamburger Altstadt. Stadtsanierung, Hafenerweiterung, Speicherstadt, Überschwemmungen und die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs haben nachhaltige Wirkung gezeigt. Hier und da gibt es noch ein paar richtig alte Häuser. Hier geht der Blick von der Holzbrücke über das Nikolaifleet in Richtung Hohe Brücke.

Gleich 7 Architekten und Baumeister haben sich am Hamburger Rathaus ausgetobt, welches in den Jahren 1886 - 1897 errichtet wurde. Das prachtvolle Gebäude an der Binnenalster ist der Sitz des Parlaments (in Hamburg Bürgerschaft genannt) und des Senats (der Landesregierung) der Freien und Hansestadt Hamburg. Im Stil der Neorenaissance erbaut, ist es vermutlich das sechste Rathaus der Stadt. Die Fassade des dreiflügeligen Granit- und Sandsteinbaus ist 111 Meter lang, der 112 Meter hohe Mittelturm ist weithin zu sehen. Charakteristisch ist auch das grüne, weil kupfergedeckte Satteldach. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist das Fundament auf über 4000 Eichenpfählen gegründet. Auf der Seite des Rathausmarktes finden sich zwischen den großen Fenstern der Repräsentationsetage 20 Statuen deutscher Könige und Kaiser des alten deutschen Reiches von Karl dem Großen bis Franz II. Darüber(!) thronen am Mittelturm die bürgerlichen Tugenden Weisheit, Eintracht, Frömmigkeit und Tapferkeit (v. rechts n. links). Damit versinnbildlicht die Stadt Hamburg ihre Freiheit gegenüber der Krone, da Hamburg eine Hanse- und keine Kaiserstadt war.

Über dem Portal findet sich ein lateinischer Sinnspruch mit der Bedeutung "Die Freiheit, von den Alten errungen, möge die Nachwelt würdig erhalten".

Gegenüber dem Rathaus findet sich Hamburgs kleinste und älteste Einkaufpassage, die Alsterarkaden, errichtet nach dem großen Stadtbrand von 1842.

Im Zentrum von Hamburg befindet sich der Alstersee, ein Abschnitt des Flußes Alster, der wiederum ein Nebenfluß der Elbe ist. Der Alstersee ist in die kleinere Binnen- und die Außenalster unterteilt. Um die Binnenalster, die wir auf den nachfolgenden 3 Bildern sehen, ist die Bebauung geprägt von den opulenten Fassaden und kupfergedeckten Dächern der Büro- und Geschäftshäuser der Gründerzeit. Traditionsreiche Namen finden wir hier, wie das Hotel Vier Jahreszeiten, das Kaufhaus Alsterhaus und den Firmensitz von Hapag-Lloyd. Mit den Alsterdampfern der "weißen Flotte" kann man von hier aus die Alster mit ihren Kanälen als auch die Hamburger Fleete befahren.

Seit 1987 befindet sich in der Mitte der Binnenalster, auf einem schwimmenden Ponton verankert, die bis zu 60 Meter hoch speiende Alsterfontäne.

Nahebei liegt die Straße Colonnaden, deren überwiegender Teil der östlichen Straßenseite von einem Arkadengang gebildet wird. Alteingesessene Geschäfte und Gastronomie finden sich hier. Die Neorenaissance-Fassaden der Gründerzeithäuser geben großbürgerliches Flair, der Arkadengang vermittelt italienische Lebensart und verleiht der Straße ihren Namen.

Streifen wir weiter durch Hamburg und bewundern neue und alte Bausubstanz.

Auf dem Gänsemarkt, einem großen Platz im Zentrum von Hamburg, wurde anläßlich seines 100. Todestages ein Denkmal für Gotthold Ephraim Lessing aufgestellt. Dieser war in den Jahren 1767 - 1770 als Dramaturg am Hamburger Nationaltheater tätig.

Im diesigen Licht des Herbstes können wir im Hintergrund den Turm der evangelischen Hauptkirche Sankt Michaelis, im Volksmund auch "Michel" genannt, erkennen.  Sie ist sicherlich die bekannteste Kirche Hamburgs und ein weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt. Diese bedeutende Barockkirche ist dem Erzengel Michael geweiht, der als große Bronzestatue über dem Hauptportal und dort im Kampf mit dem Satan steht.

 

Der 20 Meter hohe Altar wurde 1910 aus Marmor errichtet. Er zeigt wichtige Abschnitte aus dem Leben von Jesus Christus, im Zentrum das Bild des Auferstandenen und darunter ein Bild des letzten Abendmahls.

Das Senatsgestühl in St. Michaelis wird durch das Hamburger Wappen geschmückt.

5 Orgeln sind in der Kirche Sankt Michaelis installiert. Hier die in den 1960er Jahren gebaute Hauptorgel der Firma Steinmeyer aus Oettingen mit ihren 6674 Pfeifen im neobarocken Stil.

Die Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel, ein Neubau des Jahres 2010 auf der Südempore, erinnert an den Sohn Johann Sebastian Bachs, der ab 1768 als Kirchenmusikdirektor in Hamburg tätig war.

Von der in 106 Metern gelegenen Aussichtsplattform des monumentalen Westturms hat man einen wunderbaren Rundblick über Hamburg. Leider war es bei meinem Besuch recht dunstig, aber das hielt mich nicht ab. Zumal der Aufstieg durch einen modernen und schnellen Aufzug erheblich erleichtert wird. Für 5 Euro ein absolut lohnenswertes Vergnügen. Im ersten Bild geht der Blick in Richtung Rathaus und die Kirchen St. Petri und St. Jacobi.

Hier der Blick auf die Speicherstadt, die sich zur Elbe hin anschließende Hafencity und die Jahrhundertbaustelle der Elbphilharmonie.

Die Tanzenden Türme des Architekten Hadi Teherani, 2012 fertiggestellt, markieren den östlichen Eingang zur Reeperbahn, Hamburgs bekanntester Straße. Sie beinhalten Büro- und Gastronomieflächen, einen Radiosender, einen Musikclub und ein Hotel.

Die Elbphilharmonie, ein prächtiges, leider immer noch im Bau befindliches Gebäude, welches wir noch auf weiteren Bildern sehen werden. Als man 2007 den Vertrag zum Bau abgeschlossen hatte, waren aus den einst veranschlagten Baukosten für die Stadt Hamburg in Höhe von 77 Millionen Euro bereits 144 Millionen Euro geworden. Am 23.04.2013 verkündete Hamburgs Oberbürgermeister daß das Bauprojekt den Steuerzahler insgesamt 789 Millionen Euro kosten wird. Ein trauriger Superlativ für eine wundervolle Idee. Im Frühjahr 2017 soll nun Eröffnung sein. Schaun' wir mal...

Diese wunderschöne Baumallee befindet sich in Altona. Hinter den Gebäuden auf der rechten Seite fällt das Gelände steil zur Elbe hin ab.

Das Altonaer Rathaus war ursprünglich ein Bahnhof der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft. An der Nordseite befindet sich ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I.

Leider war der im Jahre 1900 eingeweihte, nach seinem Stifter benannte, Stuhlmannbrunnen in Altona nicht mehr in Betrieb. Das hätte bei dem schönen Wetter bestimmt herrlich ausgesehen, wenn die um einen riesigen Fisch ringenden Zentauren im Wasserschleier gestanden wären.

 

Die 7,5 Meter hohe Figurengruppe wird allgemein als Allegorie auf die lange währende Konkurrenz in Fischfang und Fischverarbeitung zwischen der einst eigenständigen Stadt Altona mit ihrem Nachbarn Hamburg gesehen.

Auf dem Altonaer Balkon, 27 Meter über der Elbe, steht die von dem Bildhauer Gerhard Brandes geschaffene Bronze-Plastik Maritim. Von hier hat man einen ausgezeichneten Blick auf den Hamburger Hafen und die Köhlbrandbrücke.

In die alten Hafenspeicher und Gewerbebauten am Altonaer Elbufer sind heute trendige Möbelfirmen und schicke Gastronomie eingezogen. Das schaue ich mir bei meinem nächsten Besuch genauer an.

Bunt geht es zu im Hamburger Schanzenviertel. Was ich gesehen habe ist allerdings nicht so mein Fall. Zu schmutzig, zu runtergekommen, der Pissegeruch überall ist atemberaubend. Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt um das kultig zu finden.

Ein völlig anderes Hamburg finden wir an den Elbhängen von Blankenese. Hier, weit im Westen, an der Unterelbe gelegen, hat sich ein ehemaliges Fischerdorf schick gemacht. Das beschauliche Dorf am Hang des Süllbergs, welches einst Kapitänen und Lotsen eine Unterkunft gab, entwickelte sich zu einem großbürgerlichen Villenviertel und gehört heute zu den bevorzugtesten Wohnlagen außerhalb der Hamburger Innenstadt.

Mehr Fotos von Hamburg gibt es im zweiten Teil !