Fast wäre diese Reise schon am Düsseldorfer Hauptbahnhof gescheitert, da es offenbar nicht möglich ist Nahverkehrszüge einigermaßen pünktlich fahren zu lassen. Wohl wissend um die desolate Situation, habe ich reichlich Pufferzeit für meinen Umstieg in Köln eingeplant, aber das wäre beinahe nicht genug gewesen. Der Regionalexpreß kam und kam nicht und an meinem Reisetag, einem Samstag, gab es auch nicht wirklich viele Alternativen in Richtung Köln.
Nachdem ich den ICE nach Brüssel dann gerade noch rechtzeitig erreicht hatte, verlief die weitere Reise jedoch störungsfrei.
Von Köln brachte mich der Zug pünktlich nach Brüssel-Midi. Dort stieg ich am gleichen Bahnhof in den Eurostar und war, nach weiteren 3 Fahrstunden, unter dem Ärmelkanal durch im Zentrum von London. Zuvor mußte ich jedoch ein umfangreiches Eincheckverfahren wie am Flughafen über mich ergehen lassen, dann lief ich an dem endlos langen Eurostar-Zug entlang und fand schließlich meinen reservierten Sitzplatz und dann endlich ging es mit bis zu 300 Stundenkilometern durch das satte Bauernland von französisch Flandern in den Kanaltunnel. Die Vorstellung einer Fahrt unter dem Wasser erzeugte bei mir zunächst gemischte Gefühle, aber tatsächlich ist das vollig unspektakulär. Stellen Sie sich vor, Sie fahren nachts mit dem Zug, da sehen Sie auch nichts, wenn Sie aus dem Fenster schauen. Ab und zu fliegt ein Licht vorbei und nach etwa 30 Minuten wird es draußen wieder hell und man ist in England. Der Eurostar scheint London unterirdisch zu durchqueren, denn nach einem weiteren langen Tunnel hält er im historischen Bahnhof St. Pancras, der erst kurz vor meiner Reise zum hypermodernen Fernbahnhof umgebaut worden ist.
Einem Hinweis im Reiseführer folgend, hatte ich mir schon zu Hause ein Wochenticket für den öffentlichen Londoner Transportverkehr besorgt, so konnte ich leichten Fußes an den langen Schlangen, die sich nach der Ankunft des Zuges regelmäßig vor den Ticketschaltern bilden, vorbeilaufen und gleich in die nächste U-Bahn einsteigen und war wenige Minuten später bereits in meinem Hotel.
Den Rest des Anreisetages verbrachte ich mit der Erkundung der näheren Umgebung. Nur wenige Schritte von der Themse, dem Tower of London, der Tower-Bridge, sowie von mehreren Bahnhöfen entfernt, erwies sich die Hotelwahl als äußerst vorteilhaft.
Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre und bei blauem Himmel und für die Jahreszeit milden Temperaturen führten mich meine ersten Schritte in das einst berüchtigte Eastend. Dieser Stadtteil wird heute von den Einwanderern aus Bangladesh dominiert und in der Kulisse aus typisch englischen Stadthäusern, mit den Backsteinfassaden des 19. Jahrhunderts, ist das Waren- und Speisenangebot der Läden und Restaurants und die Musik, die auf die Straße dringt, äußerst exotisch. Die Straßenschilder sind hier in Englisch und in Bengali und der Name "Brick Lane" (Ziegelsteinstraße) wirklich zutreffend. Am Sonntag findet hier ein (Trödel-)Markt statt, der weniger wegen der angebotenen Waren, sondern wegen der Menschen aus allen Himmelsrichtungen dieser Erde, besuchenswert ist.
Immer geöffnet hat die Brick Lane Bakery. Der Beigel, ein Hefegebäck, welches hier mit Räucherlachs, Frischkäse oder gesalzenem Rindfleisch über die Ladentheke geht, erinnert an die zahlreichen osteuropäischen Juden, die sich im 19. Jahrhundert im Eastend niederließen.
Noch vor allen touristischen Highlights im Zentrum von London wollte ich die Docklands besuchen, jene riesigen ehemaligen Hafenflächen im Osten der Stadt, die seit Beginn der 80er Jahre neu gestaltet wurden. Ohne jegliche Baubeschränkung sollte hier ab 1981 eine neue Stadt am Wasser entstehen. Leider gab es wohl auch kein städtebauliches Konzept, denn der wilde Bauboom brachte zwar viele gesichtslose Wohn- und Bürohäuser hervor, die Nachfrage hielt sich jedoch zunächst in Grenzen. Glücklicherweise wurden nicht alle alten Lager- und Werftgebäude abgerissen, die, welche stehenblieben, dienen heute als Büro- und Wohnhäuser. Dem Besucher präsentiert sich ein bizarrer Mix aus Alt und Neu, durchbrochen von Kanälen und Hafenbecken, die teilweise als Sport- und Yachthäfen dienen.
Bis heute wird bemängelt, daß keine ausreichenden öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, um in die Docklands zu gelangen. Nahe meinem Hotel befand sich eine Station der DLR (Docklands Light Railway), mit der ich bequem durch die Hochhausschluchten fahren konnte. Auf der Isle of Dogs, der "Hundeinsel", um welche die Themse einen weiten Bogen macht, sind die letzten noch erhaltenen mehrstöckigen Lagerhäuser vom Beginn des 19. Jahrhunderts zu sehen, die in einem Teil das Docklands Museum beherbergen, in dem über die Geschichte des einstigen wirtschaftlichen Herzens von Großbritannien informiert wird.
Die computergesteuerten Züge der Docklands Light Railway fahren ohne Zugführer. Der Büroturm im Hintergrund ist mit 244 Metern Großbritanniens höchstes Gebäude (stimmt nicht mehr: seit dem 05.07.2012 ist es "The Shard", die Scherbe, mit 310 Metern ein Londoner Hochhaus am Themseufer. Architekt: Renzo Piano) und wird vom Volksmund auch "London Space Center" genannt. Das hat aber nichts mit dem Weltraum zu tun, sondern meint, daß darin viel Büroraum leer steht.
Wenn man die Docklands hinter sich gelassen hat, steuert die Hochbahn den lieblichen Londoner Stadtbezirk Greenwich an. Ich bin zwei Haltestellen früher ausgestiegen und zu Fuß durch den 1902 gegrabenen Greenwich Foot Tunnel unter der Themse durchgelaufen. Eiserne Wendeltreppen führen 10 Meter in die Tiefe und in die gekachelte Röhre, die ursprünglich für die Werft- und Hafenarbeiter von der anderen Themseseite geschaffen wurde, damit diese schneller zu ihren Arbeitsplätzen in den Docklands gelangen konnten.
Als einstmals größte Seemacht der Welt hatte die britische Handels- und Kriegsmarine einen stetigen Bedarf an Marineoffizieren, deren Ausbildung am Royal Naval College in Greewich erfolgte.
Am Wochenende findet der Greenwich Market und der Greenwich Crafts Market statt und der Besucher staunt über die zahlreichen Stände, Läden und Hinterhofhallen, in denen vom Trödel über Antiquitäten, skurilem Schnickschnack und schrillen Klamotten bis zu köstlichen Speisen alles angeboten wird.
Ein Teil des Tower of London, von der Auffahrt zur Tower Bridge aus gesehen.
Die 1886-1894 nach den Plänen von Sir Horace Jones von dem Ingenieur John Wolfe Barry gebaute Tower Bridge wäre nur halb so schön, hätte man nicht die beiden stählernen Brückentürme mit Stein im viktorianischen Zuckerbäckerstil verkleidet. Dies geschah nicht aus Notwendigkeit, sondern um eine stilistische Einheit mit dem nahe gelegenen Tower of London zu erreichen. Die mittleren Fahrbahnhälften können in nur 90 Sekunden durch Hochklappen geöffnet werden, um großen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Dies passiert jedoch nur noch selten, da die Hafenanlagen weit vor die Stadt verlegt wurden und die Themse im Zentrum von London oft nicht genug Tiefgang bietet.
Am Himmel über London sieht man ständig Flugzeuge kreisen. Kein Wunder, denn die Stadt hat 5 Flughäfen. In Zeiten, in denen Flugzeuge als terroristische Waffen eingesetzt werden ein unheimlicher Anblick.
In einer Ausgabe des "Merian" fand ich eine reizvolle Beschreibung für einen Spaziergang entlang der Themse, den ich gleich für Montag früh eingeplant habe. Während sich der Londoner Berufsverkehr auch über die Tower Bridge quälte und viele Fußgänger in Bankeruniform eilig an mir vorbeiwuselten, lief ich mit viel Muße über diese schöne Flußquerung und bog auf der anderen Themseseite in Richtung neues Rathaus ab.
Neben der Tower Bridge und gegenüber dem altehrwürdigen Tower of London wurde von Sir Norman Foster die City Hall als modernes Verwaltungs- und Regierungsgebäude errichtet. Das Schiff auf der Themse ist das Kriegsschiff HMS Belfast, welches als schwimmendes Museum besichtigt werden kann.
Und nochmal die Tower Bridge, hier als Spiegelung in der Fassade des neuen Rathauses.
Ein Blick auf Londons Bankenviertel, vom Südufer der Themse aus gesehen. Das griffige Hochhaus rechts ist der ebenfalls von Sir Norman Foster geplante Swiss-Re-Tower (eine Versicherung), der von den Londonern respektlos The Gerkin (die Gurke) genannt wird.
So war es früher; in Richtung der Docklands waren die Themseufer von Kontor- und Lagerhäusern gesäumt.
Wer es sich leisten kann, wohnt heute in solchen neuerrichteten Glaspalästen mit Blick auf den Fluß.
Im Hafenbecken von Hay's Wharf legten einst Teeklipper an und löschten ihre kostbare Fracht aus Indien und China. Eingerahmt von den einstigen Werftgebäuden aus viktorianischer Zeit und mit einem gläsernen Tonnengewölbe überdacht, kann man heute in Hay's Galleria gepflegt einkaufen. In der Mitte der Passage lädt David Kemps bewegliche monumentale Brunnenskulptur "The Navigators" zur Betrachtung.
Die prächtige Kuppel der Kathedrale St. Pauls erhebt sich hinter Southwark Bridge in den Londoner Himmel. Auf der Brücke fährt ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, ein roter Doppeldeckerbus. Leider hat man die schönen alten "Routemaster-Busse" der 50er-Jahre fast komplett ausgemustert. Lediglich auf zwei von Touristen stark frequentierten Linien sind sie noch regelmäßig mit ihren Schaffnern im Einsatz. Mit wenig Charme, aber mit wesentlich mehr Transportkapazität und Komfort für den Fahrer (Servolenkung und Bremskraftunterstützung), bieten die neuen Busse vorallem eine Abgasentgiftung.
Alte und neue Apartmenthäuser eint die unmittelbare Lage am Wasser.
Die riesige Backsteinkathedrale, einst ein Kraftwerk, wurde zum Kunsttempel allererster Güte umgebaut und im Sommer 2000 eröffnet. Kunst der klassischen Moderne und der Gegenwart wird hier ausgestellt. Vom Café im Glasaufsatz des Gebäudes hat man einen spektakulären Blick auf London. Wer keine Zeit zum Besuch der Ausstellungen hat, sollte wenigstens einen Bummel durch das umfangreiche Angebot des großen Museumsshops machen.
In diesem Bereich des Gebäudes könnte auch ein Zeppelin parken. Die Dimensionen sind einfach riesig.
Gegenüber dem Museum wurde, ebenfalls im Jahre 2000, eine neue Fußgängerbrücke über die Themse, die "Millenium-Bridge", eingeweiht, die die Bankside mit der St. Paul's Cathedral verbindet.
Der Komplex um den Oxo-Tower, eine ehemalige Brühwürfelfabrik, wurde in ein schickes Apartment- und Geschäftshaus umgebaut.
Der Blick vom Südufer der Themse auf die City of London bietet zahlreiche spektakuläre Gebäudeansichten, die nur aus der Distanz in voller Pracht zu erfassen sind. Hier im Bild das gigantische (fast 200 Meter zur Themse hin ausgerichtete Fassadenlänge) Somerset House, einst Sitz von Regierungsstellen und heute Herberge für eine der feinsten Kunstsammlungen der Welt, die Courtauld Institute Galleries.
Frisch renoviert ist der 3500 Jahre alte Obelisk der den Spitznamen "Cleopatra's Needle" trägt, ein Geschenk Ägyptens an die britische Krone. Dahinter, mit der großen Uhr, das im Stil des Art Deco 1930/31 errichtete Shell-Mex-House, einst Sitz der Mineralölfirmen Shell und BP.
Muß man die "Houses of Parliament" noch benennen? Die kennt ja nun wirklich jeder, zumindest jedoch den berühmten Uhrenturm, in dessen Gehäuse die Glocke "Big Ben" ihren weltbekannten Ton erklingen läßt. Offiziell heißen die Gebäude des Parlaments, der Sitz von Ober- und Unterhaus, "The Palace of Westminster", da solcher Palast früher an dieser Stelle stand. Die heute vorhandenen Gebäude wurden zwischen 1839 und 1888 errichtet.
Das gewaltige Riesenrad "London Eye" am südlichen Themseufer verschafft einen grandiosen Überblick über das Zentrum von London. Nicht ganz billig, die etwa halbstündige Fahrt. Mir war vorallem die Warteschlange am Eingang zu lang.
Hier The Palace of Westminster noch einmal in seiner ganzen Pracht. Das architektonische Gegengewicht zum Uhrenturm ist der 102 Meter hohe quadratische Victoria Tower, der die britische Flagge trägt.
Auf den Erwerb kitschiger Souvenirs sollte man getrost verzichten, statt dessen empfehle ich einen Streifzug durch die Lebensmittelabteilungen (Food Halls) der großen Kaufhäuser. Dort findet man köstliche Marmeladen und Chutneys, edles Gebäck, auserlesene Tee- und Kaffeesorten traditioneller britischer Hersteller. Es gibt exotisch gewürzte handgesottene Kartoffelchips (in England heißen die "Crisps", Chips sind Pommes Frites), pfefferminzlastige Schokoladenpastillen, weitgereiste Gewürze aus aller Welt, köstlichen Käse und vieles andere mehr, was ich in der Heimat so nicht kaufen kann. Wer tiefer in die Tasche greifen mag, erwirbt vielleicht einen typisch britischen Duft bei Floris oder Penhaligon's, oder zeitlos schöne und praktische Regenbekleidung, oder beschenkt die Kinder / Enkel mit etwas hübschen aus dem vermutlich größten Spielwarenladen der Welt, Hamley's.
Ich habe mir am Abreisetag verschiedene Stücke wohlschemckenden Cheddar-Käses gut einpacken lassen und mit nach Hause genommen. Der ließ sich auch prima einfrieren und der köstliche Geschmack erinnerte mich noch Wochen später an eine schöne Reise. Wußten Sie übrigens, daß die Briten mehr Käsesorten als die Franzosen produzieren? Komisch, daß davon so wenig über den kanal gelangt. Am Geschmack kann es jedenfalls nicht liegen.
Ein weiteres eindrucksvolles Regierungsgebäude am Victoria Embankment, nahe den Houses of Parliament.
In Sachen Kneipenkultur sind die Engländer nicht zu übertreffen.
Covent Garden, einst ein mittelalterlicher Klostergarten, wurde später zum Blumen- und Gemüsemarkt, für den im 19. Jahrhundert überdachte Hallen errichtet wurden. In der heute noch vorhandenen Central Hall sind Cafés und Läden eingezogen, regelmäßig findet ein Antiquitätenmarkt statt und allerlei (Klein-)Künstler unterhalten das zahlreiche Publikum mit Straßentheater und Musik.
Wer glaubt, Paris sei die Modehauptstadt Europas, wird von den unzähligen Londoner Geschäften mit eleganter bis flippiger Mode eines Besseren belehrt.
Wer keine Kreditkarte in den zum Teil exorbitant teuren Klamottenläden zum glühen bringen kann, kauft günstiges und skuriles auf den zahlreichen Straßenmärkten. Geschickt kombiniert wird vielleicht ein neuer Trend daraus.
Fußballfans, (Möchtegern-)Studenten, London- und Englandliebhaber können hier ein tragbares Abzeichen erwerben.
Als ich an der Oxford Street aus der U-Bahn ans Tageslicht kam, hätte ich fast die Flucht ergriffen. Was für ein unglaublicher Verkehrslärm, welche unerträglichen Dieselabgase aus den endlosen Karawanen der Busse und Taxen. Das ist bestimmt so gewollt, damit der Passant sogleich in einen der zahllosen Einkaufstempel eintritt, von denen es gerade hier reichlich gibt. Das üppig beflaggte Gebäude an der rechten Seite ist das 1928 eröffnete Kaufhaus Selfridges (des Amerikaners Gordon Selfridge) mit seinen großartigen Food Halls und der angeblich größten Kosmetikabteilung der Welt.
Über dem Eingang von Selfridges begrüßt ein prachtvoller Jugendstilengel den geschätzten Kunden.
Nachfolgend eine Reihe imposanter Wohn- und Geschäftshäuser aus einem längst vergangenen Jahrhundert, die glücklicherweise noch heute vom damaligen Glanz und Gloria Britanniens berichten.
Aus der Carnaby Street, einst die trendangebende Meile der 60er und 70er Jahre, ist eine Fußgängerzone mit gesichtslosen Handyshops und austauschbaren Klamottenfilialisten geworden. Es gibt wesentlich interessantere Ecken in Soho.
Hier schlug einst das Herz der britischen Presse. Fleet Street, mitten im Zentrum. Zumindest bis die ganzen Zeitungsverlage und die Druckereien in die Docklands abgewandert sind. Heute erinnern nur noch die verblassenden Gebäudeanschriften an die Zeit der "Street of Ink", wie sie auch, aufgrund des immensen täglichen Verbrauchs an Druckerschwärze, genannt wurde.
Feinere Wohngegenden umgeben auch das weltberühmte Kaufhaus "Harrods" in der Brompton Road. Aus dem im Jahre 1849 gegründeten kleinen Laden ist ein Einkaufstempel der Superlative mit über 50.000 qm Verkaufsfläche und 4000 Angestellten geworden, der es versteht sich selbst zu inszenieren. Ein Besuch sei gleichsam unbedingt angeraten. Keine Angst, Harrods ist nicht nur für Menschen mit großer Brieftasche einen Besuch wert. Ich konnte mich kaum aus den viktorianischen "Food Halls" im Erdgeschoß losreißen. Der Baedeker nennt sie "Kathedralen der Delikatessen".
Harrods von hinten.
Nicht meine Herberge, aber auch nicht schlecht. In allerbester Lage am Hyde Park repräsentiert das "The Mandarin Oriental" Gastlichkeit auf höchstem Niveau.
In den feineren Londoner Stadtteilen sind die Straßenschilder noch von Hand gemalt.
Wer in diese viktorianische Reihenhaussiedlung einziehen will, muß schon ordentlich Pfunde lockermachen. Was hier so dezent und einheitlich daherkommt, entpuppt sich nicht selten durch seine rückwärtige Ausdehnung als prächtige Stadtresidenz. Damit man seine Hütte auch wiederfindet, wenn man von des Tages Mühen nach Hause kommt, sind wenigstens die Haustüren in verschiedenen Farben gehalten. Ein Problem haben auch die feinen Herrschaften; Parkraum ist in London nicht nur extrem knapp sondern auch extrem teuer.
In Kensington befindet sich auch das imposante Naturhistorische Museum, welches 1881 eröffnet wurde. Hierhin hat man die umfangreichen Sammlungen von Tier- und Pflanzenpräparaten aus dem Britischen Museum ausgelagert. Joseph Banks, Charles Darwin, Sir Hans Sloane und viele andere haben mit ihren Entdeckungen und Sammlungen aus der ganzen Welt dazu beigetragen diese einzigartige Kathedrale der Natur zu füllen. Absolut sehenswert, höchst interessant und keineswegs langweilig präsentiert. Eintritt frei (Stand 2008).
Mit Berlin wetteifert man in London um das größte Dinosaurierskelett. Dies hier ist 20 Meter lang und füllt einen guten Teil der imposanten Central Hall.
Nicht minder eindrucksvoll und angefüllt mit sagenhaften Kulturschätzen, ist das in unmittelbarer gelegene Victoria and Albert Museum, das vielleicht bedeutendste und größte Kunstgewerbemuseum der Welt. Sein Grundstein wurde von Königin Victoria 1899 gelegt.
Wer hier wohnte und wohnt hat ein mehr als durchschnittliches Einkommen und kann sich der imposanten viktorianischen Architektur erfreuen. Schon vor hundert Jahren hatten die meisten Räume eine eigene Heizmöglichkeit, was man an den zahlreichen Kaminrohren auf dem Dach erkennen kann. Ein untrügliches Zeichen von Wohlstand.
Auch diese kleinen bunten Reihenhäuschen sind, aufgrund ihrer exquisiten Stadtlage, nicht für Normalverdiener erschwinglich. Wo sieht man in deutschen Städten noch Fernsehantennen auf den Dächern?
Große Miets- und Geschäftshäuser wurden vor 100 Jahren in den zentrumsnahen Stadtbezirken errichtet. Schon damals eine lukrative Geldanlage, denn London erlebte besonders im 19. Jahrhundert einen enormen Bevölkerungszuwachs. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte London 4,5 Millionen Einwohner und war damit mit Abstand die größte Metropole der Welt.
Ein (fast) verborgener Schatz in einem Hinterhof - ein Morris Minor, der britische "Volkswagen".
Regent Street - unglaublicher Verkehr, unglaublicher Luxus, unglaubliche Geschäfte, unglaubliche Preise.
Auch Piccadilly Circus, einer der bekanntesten Plätze Londons, ist vom Verkehr umtost. Riesige Leuchtreklamen, zahlreiche Theater, Kinos, Bars und Restaurants markieren das Herz des Amüsierviertels West End. Hier geht der Blick in die hübschere Ecke. Der nackige geflügelte Knabe mit Pfeil und Bogen ist nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, der "Eros", sondern der Engel der Nächstenliebe.
Im Meer riesiger Londoner Häuser fühlt man sich manchmal ganz schön klein.
Eine Oase der Ruhe und wohlarrangiert ist das Kaufhaus Liberty an der quirligen Regent Street. 1875 eröffnet, bietet es heute in gediegenem Ambiente klassische Mode, exquisite Kosmetik, schöne Stoffe, Möbel, Heimtextilien und Haushaltswaren, sowie im obersten Stockwerk auch ein interessantes Angebot an neuen und vorallem gebrauchten Designklassikern der vergangenen Jahrzehnte.
Guten Kaffee und leckere Kuchen gibt es in London mitlerweile an fast jeder Ecke.
Hier ein Blick in den Innenhof von Somerset House. Der freundliche Wachmann wollte unbedingt mit aufs Bild. Hinter mir warteten geduldig einige Handwerker in ihrem Lieferwagen, bis ich in Ruhe mein Foto gemacht hatte und die Einfahrt wieder frei war. Britische Höflichkeit - unbedingt nachahmenswert!
Rund um den prächtigen Eurostar-Bahnhof St. Pancras brandet ein Meer von Taxen. Dieser herrliche Bahnhof, dessen Grundstein 1866 gelegt wurde und im neugotischen Stil errichtet, gilt als Meisterwerk viktorianischer Architektur. Zur Zeit des Baus war die Haupthalle die größte aus einem Bogen bestehenden Halle der Welt. In einem abgetrennten Bereich werden die Eurostar-Züge von und nach Brüssel und Paris abgefertigt. Der Check-In-Bereich für die Passagiere befindet sich in den Gewölben unter der Haupthalle.
Londoner Taxifahrer haben Nerven wie Stahlseile, sprechen alle Sprachen und nehmen alle Zahlungsmittel.
Wer nicht mit dem Auto fährt, steht mit dem Bus im Stau.
Da lobe ich mir "The Underground". Immer ein Erlebnis mit der ältesten (erste Streckeneröffnung war bereist 1863), größten, weitverzweigtesten, marodesten und dennoch effizientesten U-Bahn der Welt bis zu 60 Meter unter der Erde im Höllentempo dahin zu jagen. Na ja, manchmal geht es auch nur im Schneckentempo und manchmal geht es gar nicht mehr voran, aber dann rumpelt und kreischt es plötzlich wieder los und ehe man sich versieht, steht man in seinem Ziel- oder Umsteigebahnhof und der Zug ist kaum raus aus der Station, da schiebt schon der nächste eine Wand warmer, feuchter und abgestandener Luft durch die Röhre in den Haltepunkt. Lange und steile Rolltreppen bringen die Massen rauf und runter. Leider nur in wenigen Stationen, ansonsten ist viel Beinarbeit angesagt. Rechts stehen, links drängeln die Eiligen vorbei. Dank britischer Disziplin klappt es sogar mit dem Ein- und Aussteigen und gut zurecht findet man sich als Tourist auch, schließlich wurde der bunte Streckenplan, der heute so und in ähnlicher Form weltweit verwendet wird, in London erfunden.
Den Buckingham Palast sollte besuchen, wer auf militärischen Pomp und Zeremoniell steht. Im Sommer findet täglich um 11.30 Uhr die Wachablösung mit reichlich Trara statt. Das liegt außerhalb meines Interesses, der Palast auch, aber da ich bei meinen Streifzügen daran vorbei gekommen bin, seien hier, der Vollständigkeit halber, einige Fotos eingestellt.
Das Winter ist, sieht man auch an den grauen Mänteln der Wachsoldaten. Die bekannteren hellroten Uniformen werden nur im Sommer getragen.
Hübsch bescheiden und frisch vergoldet ist das dem Palast gegenüberliegende Victoria Monument. Es wurde vom Bildhauer Sir Thomas Brock geschaffen und zeigt die Königin umgeben von allegorischen Figuren die Sieg, Ausdauer, Mut, Wahrheit, Gerechtigkeit, Wissenschaft, Kunst und Landwirtschaft (!) darstellen (aufgezählt mit freundlicher Unterstützung des Baedekers).
Hier habe ich schlichtweg vergessen, wo ich das Bild aufgenommen habe. Das ist aber eigentlich auch egal, denn mir kam es in erster Linie auf das gleißende Abendlicht an, welches die Straßenschlucht mit seinem silbernen Glanz überzieht.
Der geflügelte Drache markiert den Übergang der Straße The Strand in die Fleet Street. Dies ist gleichzeitig die Grenze der City of London und der City of Westminster.
Eins der zahlreichen Londoner Musiktheater, das Victoria Palace.
Hier gibt es Originale und Nachdrucke wunderschöner Plakate aus aller Welt.
Dem heiligen Paulus, Schutzpatron von London, ist die St. Paul's Cathedral gewidmet. Die heutige Kirche wurde nach dem großen Stadtbrand von 1666 errichtet und ist bereits der fünfte Kirchenbau an dieser Stelle. Londons großer Baumeister, Christopher Wren, hat dieses sakrale Meisterwerk zwischen 1675 und 1711 errichtet und mit einer 111 Meter hohen Kuppel gekrönt, der zweitgrößten nach der Kuppel des Petersdoms.
Westminster Cathedral ist nicht so alt, wie sie aussieht. Im romanisch-byzantinischen Stil wurde der Sitz des Kardinal-Erzbischofs von Westminster zwischen 1895 und 1903 erbaut. Ein Fahrstuhl bringt den Besucher bequem auf den 94 Meter hohen St. Edward's Tower, von dem aus man einen großartigen Blick auf London genießen kann.
Die Kirche mit dem Grundriß einer Basilika wird von 4 Kuppeln gekrönt. Westminster Cathedral ist die Hauptkirche der Katholiken Englands.
Mitten im Londoner Bankenviertel liegt Leadenhall Market, eine wunderschöne viktorianische Passage, 1881 von Sir Horace Jones geschaffen, in der zahlreiche Pubs, Lebensmittelläden und Sandwichshops zum Verweilen einladen.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich nicht nur der Swiss-Re-Tower, sondern auch das futuristische Gebäude der Versicherung Lloyd's of London. Der Architekt Richard Rogers hat hier das Innere nach außen gekehrt. Aufzüge, Treppen und Rohrleitungen liegen außen am Gebäude. Nachts ist das ganze bizarr beleuchtet und bildet einen reizvollen Kontrast zum Leadenhall Market.
Weil sie so schön ist, zum Abschluß noch einmal einen Blick auf die Tower Bridge bei Nacht.